In der 17. Sitzung des NSU – Untersuchungsausschusses, wurde Dieter Jens Häfer befragt. Von besonderem Interesse für den Vorsitzenden des UA Toni Schuberl und Cemal Bozoğlu waren bei der Befragung vor allem zwei Aspekte: Erstens, dass Häfer nur wenige Monate nach dem „Taschenlampenanschlag“ in Nürnberg in ein Gebäude neben der Gasstätte Sonnenschein einzog, wo der Anschlag stattgefunden hatte und sich zudem auf der so genannten „Garagenliste“ des NSU befand. Zweitens, dass Häfer in den 1990er Jahren zeitweise Lead – Sänger der neonazistischen Skinhead Band „Legion Ost“ war und damit in der rechten Szene Thüringens lokale Prominenz besaß sowie Kontakte gehabt haben muss.
Kaum erstaunlich war, dass auch der Ausschuss die Umstände seines damaligen Wohnsitzes direkt neben dem Anschlagort in der Scheurlstraße in Nürnberg nicht ohne weiteres zu einer Mithilfe beim Bombenanschlag verbinden konnte. Häfer berief sich auf eine rein zufällige Begebenheit, machte aber während seiner Vernehmung äußerst widersprüchliche Aussagen und konnte die „Zufälle“ nicht schlüssig erklären. Auch nicht, dass er 6 Monate nach seinem ausgesagten Auszug aus der Pension noch immer dort gemeldet war.
Cemal Bozoglu erklärt dazu: „Dieter Jens Häfer spielte sein Wirken als Skinhead seit den 80ern bis Mitte der 90er Jahre sowie seine Rolle als ehemaliger Leadsänger der Neonazi-Band „Legion Ost“ dreist herunter und entpolitisiert sie zugleich. Zentrale Protagonisten der früheren rechten Szene in Thüringen will er angeblich nicht gekannt haben und die menschenverachtenden Liedtexte seiner Band seien für ihn lediglich `provokativ` gewesen. Dem Ausschuss lieferte Häfer damit erneut ein Beispiel der weitverbreiteten Vergesslichkeit von Neonazis und der Verharmlosung ihrer menschenverachtenden Taten, obwohl er aussagte, sich von ebendieser Szene gelöst zu haben.“
Dies war die letzte Sitzung des Jahres 2022. Die nächste Sitzung findet am Donnerstag, den 26.01.2023 (Beginn: 14:00 Uhr) statt. In dieser Sitzung werden BKA-Zeugen zu den Tatortausspähungen des NSU in Bayern vernommen.
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