In seiner 35. Sitzung hat der NSU-Untersuchungsausschuss den verurteilten NSU-Unterstützer Andre Eminger vernommen. Es war das erste Mal, dass Eminger Fragen zu seinen Taten beantworten musste. Zuvor hatte er klargestellt, nicht aussagen zu wollen und versucht dies mit juristischen Mitteln zu verhindern. Zu Beginn der Sitzung wurden zudem zwei weitere Zeugen aus dem Bereich der Bayerischen Polizei in nicht öffentlicher Sitzung vernommen.
In seiner Vernehmung stellte sich Eminger als Opfer des NSU Kern-Trios aus Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe dar. Er sei getäuscht worden und fühle sich im Nachhinein von ihnen ausgenutzt. Ihm sei zwar gesagt worden, dass gegen Böhnhardt ein Haftbefehl bestehe. Mundlos und Zschäpe hätten diesen aber lediglich aus Freundschaft nicht alleine lassen wollen und seien deshalb mit diesem untergetaucht. Eminger will erst fast zehn Jahre später, im Jahre 2007, nachdem Beate Zschäpe ihn um den Ausweis seiner Ehefrau bat, damit sie bei der Polizei in Zwickau eine Zeugenaussage machen konnte, gefragt haben, „ob das Theater jetzt dann nicht mal vorbei sei und der Haftbefehl nicht verjährt.“ Daraufhin habe ihm Zschäpe offenbart, dass Banküberfälle begangen worden seien, um den Lebensunterhalt zu finanzieren. Zuvor sei ihm gegenüber immer angegeben worden, das Kern-Trio erhalte Geld von wohlhabenden Eltern. Eminger sieht seinen Fehler darin, dass er nach dieser Offenbarung nicht zur Polizei gegangen sei.
„Ist Ihnen eigentlich bewusst, dass die von dem NSU ermordete Polizistin Michelle Kiesewetter noch am Leben wäre, wenn Sie im Jahre 2007 zur Polizei gegangen wären?“, konfrontierte der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses Toni Schuberl den Zeugen. Dies war Eminger, der sich in seinem Prozess über fünf Jahre mit allen Details der Taten des NSU auseinandersetzten zu setzen hatte, angeblich nie bewusst geworden. Er bezeichnet sich heute als Aussteiger. Sein Ausstieg habe 2019 begonnen. Alle strafbaren Tätowierungen habe er nicht mehr. Er arbeite nun daran auch alle nationalistischen Tätowierungen unkenntlich zu machen. Politisch habe er nun keine Einstellung mehr. Der strafrechtliche Druck sei ihm zu groß geworden. Er wolle nun ein normales Leben mit seiner Familie führen.
Cemal Bozoğlu erklärt: „Wer Eminger in seiner fünfstündigen Vernehmung genau zuhörte, konnte zwar einige wenige ausgesprochene Bekenntnisse von Schuld und Reue hören. Eine emotional empfundene Wandlung und Mitgefühl für das Leiden der Opfer des NSU vermochte er aber nicht zu vermitteln. Die Opfer und deren Angehörigen erwähnte Eminger lediglich in seinem letzten Satz auf Hinweis seines Rechtsanwaltes – es war eine mehr als halbherzige Mitgefühlsbekundung.s
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