In der 26. Sitzung des zweiten NSU – Untersuchungsausschusses des Bayerischen Landtags wurde Max-Florian Burkhardt als Zeuge vernommen.
Burkhardt schilderte vor dem Untersuchungsausschuss wie er das Kerntrio kennenlernte, indem seine damalige Lebensgefährtin Mandy Struck dieses in seiner Wohnung unterbrachte. Er selbst sei zu diesem Zeitpunkt nicht in Chemnitz gewesen, sondern – mit einer Reisegruppe von etwa 50 Neo-Nazis – auf einem Blood & Honour Konzert in Ungarn. Nach seiner Rückkehr stimmte er der Unterbringung der drei „Kameraden“ zu und wohnte über mehrere Monate mit diesen in seiner Zweizimmer-Wohnung zusammen. Damit leistete der Zeuge maßgebliche Hilfe für die Terroristen bei deren ersten Untertauchen.
Burkhardts Wohnung wurde zur Operationszentrale, aus der heraus das weitere Leben im Untergrund geplant wurde. Zudem stellte er seinen Personalausweis und seine Geburtsurkunde zur Verfügung, damit sich einer der Terroristen einen echten Reisepass mit falschem Bild auf den Namen des Zeugen erschleichen konnte. Uwe Mundlos nutzte die Personalien von Max-Florian Burkhardt über die gesamte Zeit im Untergrund als eine ‚Alias-Identität‘. Burkhardt hielt bis zur Enttarnung des Kerntrios telefonischen Kontakt zu diesem, besuchte das Trio in deren Wohnung in Zwickau und traf Mundlos und Böhnhardt bis mindestens 2009 mehrmals persönlich in seiner Wohnung.
„Bei Ihnen habe ich den Eindruck, dass Sie sich aus der Szene gelöst haben. Aber: Wie kann es sein, dass Sie trotzdem über viele Jahre das Trio bei der Anmietung von Wohnung und der Einrichtung von Konten auf ihren Namen logistisch unterstützt haben? Warum haben Sie den Kontakt zum Trio nicht konsequent abgebrochen, wenn Sie mit der rechten Szene nichts mehr zu tun haben wollten?“, hielt Cemal Bozoğlu dem Zeugen vor.
Seltene Einblicke konnte Burkhardt in die Gemütslage der Terroristen geben. Kurz nach dem Untertauchen seien diese ständig angespannt und aufgeregt gewesen. Als er Mundlos und Böhnhardt später traf, hätten diese immer ruhiger und zufriedener gewirkt – grotesk vor dem Hintergrund der Vielzahl, der durch sie verübten, grausamen Verbrechen.
Burkhardt bezeichnete sich selbst als Aussteiger aus der rechten Szene. Von den Taten des Kerntrios will er erst nach der Enttarnung des NSU erfahren haben. Heute bereue er sein Handeln sehr, schäme sich und halte die Taten der Terroristen nach wie vor für unbegreiflich und schrecklich. Was aus Menschen wie A. E. geworden sei und wie die Szene diese feiere sei gruselig.
Die nächste Sitzung des Untersuchungsausschusses findet am Montag, den 17. April 2023 um 10:00 Uhr mit der Vernehmung weiterer Zeugen aus dem Umfeld des Kerntrios und der Polizeibehörden statt.
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