Am 24.10.2022 wird im Bayerischen Landtag der NSU-UA II ab 10:00 Uhr ganztägig die inhaltliche Beweisaufnahme zum sogenannten „Taschenlampenanschlag“ im Juni 1999 in Nürnberg fortsetzen.
Cemal Bozoğlu: „Wenn wir auf die Ermittlungen nach dem Taschenlampenattentat 1999 in Nürnberg zurückblicken, so fügt sich das tragischerweise in eine Reihe nicht zu Ende ermittelter Anschläge. Die Defizite sind gewaltig und zu oft ebneten erst Zufälle die Spurensuche in der richtigen Richtung. Ob der Anschlag auf die Wehrmachtsausstellung 1999 im Saarland oder der Sprengstoffanschlag 2000 in Düsseldorf; die Parallelitäten zu Nürnberg sind beachtenswert und immer wieder müssen wir konstatieren: Wäre in einem dieser Fälle fertig ermittelt und die Täter gefasst worden, so wären vielleicht Menschen noch am Leben. Wir werden im Untersuchungsausschuss bzgl. des Taschenlampenattentats bis ins letzte Detail graben!“
Einen umfangreichen Bericht zur zehnten Sitzung des Ausschusses finden Sie in unserem Blog zum UA unter der Seite: https://nsu-untersuchungsausschuss.de/?p=276.
Am 24. Oktober werden zunächst zwei Beamte des BKA über die Ermittlungen im Jahr 2013 berichten. Durch eine Aussage von Carsten S. konnte der Anschlag auf die Gaststätte ‚Sonnenschein‘ dem NSU-Komplex zugeordnet werden. Während die alten Ermittlungen nur wegen fahrlässiger Körperverletzung geführt wurden, ermittelte der Generalbundesanwalt dann wegen versuchten Mordes. Anschließend werden KHK Manfred Limmer sowie der Vizepräsidenten des LKA Bayern, Guido Limmer über die alten Ermittlungen im Jahr 1999 berichten. Damals wurde ein möglicher politischer Hintergrund der Tat sofort ausgeschlossen und die Täter ausschließlich im Umfeld des Geschädigten gesucht. Das wichtigste Asservat, die in einer Taschenlampe eingesetzte Rohrbombe, wurde nach Abschluss der Ermittlungen als Schaustück für Ausbildungszwecke genutzt und dadurch für die Spurensicherung unbrauchbar.
Abschließend wird um 14 Uhr auch der Geschädigte des Taschenlampenattentats, Mehmet O. als Zeuge vernommen werden. Mehmet O. Hat nur durch den glücklichen Zufall, dass der Sprengsatz nicht wie geplant funktioniert hat, den Anschlag überlebt und keine schweren Verletzungen davongetragen. Er wurde in den alten Ermittlungen zunächst verdächtigt, die Bombe selber hergestellt zu haben. Bei den neuen Ermittlungen durch das BKA hat er eine Frau aus den näheren NSU-Umfeld als ihm bekanntes Gesicht identifiziert. Von ihm erhofft sich der Ausschuss Informationen über relevante Vorkommnisse im Vorfeld des Anschlags sowie zum Umgang der Ermittlungsbehörden mit ihm.
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